Schulen
Die nationale Austauschwoche war ein voller Erfolg
Lukas Frank (vorne) gehört zu den grossen Sport-Stacking-Talenten beim TSV Concordia Baar. Foto: Peter Vieli
In Baar wird viel Sport betrieben. Auffallend: Es sind nicht alltägliche Sportarten, in denen die Baarerinnen und Baarer sogar Weltmeisterinnen sind oder ganz vorne in der Spitze mitmischen. Die Rede ist von Sport Stacking, Rope Skipping, Rhön- und Kunstrad
Ist von Sport im Kanton Zug die Rede, kommt einem sofort der EVZ in den Sinn. Der zweimalige Eishockey-Schweizermeister ist der Publikumsmagnet. Fussball wird zum Beispiel in Cham, Rotkreuz, Zug und sehr hingebungsvoll im Ägerital gespielt. Bekannte Einzelsportlerinnen und -sportler sind der Schwinger Pirmin Reichmuth, Beachvolleyball-Europameisterin Nina Brunner, Ruder-Weltmeister Andri Struzina oder die Leichtathletin Geraldine Frey.
Der Fussballclub Baar spielt bei den Männern in der 3. Liga, bei den Frauen in der 1. Liga. Wenn es um nationale oder gar internationale Titel geht, gewinnen diese die Baarer Vereine in Sportarten, die nicht täglich in den Schlagzeilen stehen. Zum Beispiel Sport Stacking. Am Sonntag, 19. November findet in der Dorfmatt-Turnhalle in Baar das WSSA Concordia Open, die offenen Schweizermeisterschaften, statt.
Beim Sport Stacking geht es darum, mit einem Satz von zwölf geformten Bechern Pyramiden in einer bestimmten Reihenfolge auf- und wieder abzustapeln. Dabei versucht man, möglichst schnell und fehlerfrei zu sein. Dass die Sportart aus dem Ursprungsland USA, die Beidhändigkeit, die Auge-Hand-Koordination und die Reaktionsfähigkeit fördert, den Weg in die Zuger Gemeinde fand, ist Stefan Raab zu verdanken. Als ein deutsches Team Weltmeister wurde, stellte der Showmaster das Becherstapeln in seinen TV-Sendungen vor. «Wir schauten begeistert zu und wollten Sport Stacking auch bei uns anbieten», erklärt Angela Herger, Hauptleiterin der Trainingsgruppe beim TSV Concordia Baar.
2006 suchte der Turnverein im Jugendsportlager und an Schnuppertrainings Interessierte, die mitmachen wollten. Danach wurden Trainingsgruppen gegründet, ein Jahr später schon das erste Turnier mit 35 Teilnehmenden organisiert. Vom Weltverband wurde der TSV Concordia Baar ein Jahr später bereits als Ausrichter von offiziellen Meisterschaften anerkannt.
Stacking-Sportlerinnen und -Sportler aus Baar gehören in der Schweiz zur nationalen Spitze. Seraina Toms, Marlon Salzmann und Lukas Frank holen regelmässig Medaillen und Pokale bei der jungen Generation. Angela Herger, ihr Mann Charly und Marcel Schuler sind in der Altersklasse 55+ sehr erfolgreich. Von der Europameisterschaft in Cambridge (England) kehrten die Baarer Teilnehmenden mit silbernen und bronzenen Auszeichnungen nach Hause zurück. «Für unsere Sportart sind eine gute Koordination, Talent und Trainingswille Voraussetzung», erklärt Angela Herger. Kinder und Jugendliche könnten doppelt so schnell stapeln wie Erwachsene. Im TSV Concordia Baar bildet Sport Stacking eine eigene Riege und ist auch Teil des Baarer Schulsports.
Am Sonntag, 19. November, wird die Turnhalle Dorfmatt in Baar ein weiteres Mal zum Austragungsort für die offenen Schweizermeisterschaften im Sport Stacking. Angela Herger ist die OK-Präsidentin. «Wir betreiben als Veranstalter einen grossen Aufwand. Alle Finalläufe müssen per Video aufgezeichnet und Rekorde nach dem Wettkampf dem Weltverband eingeschickt werden.» 60 Teilnehmende sind am Start. Dabei auch mehrere Topsportler aus Deutschland, Irland, den Niederlanden, Dänemark, England und Italien.
Der Schweizerische Arbeiter-Turn- und Sportverband SATUS gehört zu den traditionellen Sportorganisationen in der Schweiz. Seine Turnvereine merken wie viele andere auch den Wandel der Zeit. Sie müssen sich neuen Sportarten anpassen, andere lösen sich wegen zu wenig Mitgliedern auf.
Dieses Schicksal drohte auch dem SATUS Baar. «Die Handballsektion fusionierte mit Zug, Unihockey mit Hünenberg, die Skiriege wurde nicht mehr weitergeführt», erklärt Gaby Orler, Co-Präsidentin beim SATUS Baar. Der frühere Baarer Gemeinderat und damalige Vereinspräsident Ruedi Hug suchte eine Lösung, damit der Verein nicht aufgelöst werden musste. «Ein Organisator für die Rhönradmeisterschaft wurde gesucht. Der SATUS Baar hatte Erfahrung mit der Durchführung von Handballanlässen, sowohl Turniere wie auch Meisterschaften. Also befand Ruedi Hug, dass wir auch Rhönrad organisieren konnten.»
2005 wurde die Rhönradriege des SATUS Baar ins Leben gerufen. «Heute ist es die einzig übrig gebliebene Abteilung im Verein», sagt Gaby Orler.
Das Rhönrad ist ein Sportgerät, das aus zwei Reifen besteht, die durch sechs Sprossen, darunter zwei Griff- und zwei Brettsprossen, miteinander verbunden sind. Der Durchmesser des Rades variiert je nach Grösse des Turners oder der Turnerin, so dass diese auf den Brettern stehen und sich an den Griffen festhalten können. Es gibt die drei Disziplinen: Geradeturnen, Spiralturnen und Sprung. Weil die Rhönräder der Grösse der Ausführenden entsprechen müssen, braucht es dementsprechend viele Ausführungen. «Wir haben ca. 30 Räder, von jeder Grösse zwei», erläutert Gaby Orler. Trainiert wird in der Turnhalle Dorfmatt, weil diese einen Holzboden hat, der für den Rhönradsport benötigt wird.
Beim SATUS Baar betreiben 35 Aktive diesen Sport – alles Frauen. «Wir bieten Rhönrad auch im Schulsport Baar an. Ab und zu hatten wir auch Buben im Schnuppertraining.» Im Verein wird Breiten- und Spitzensport getrieben. Sie hätten jeweils zwei bis vier Turnerinnen im nationalen Nachwuchskader und bei der Elite, insgesamt zehn Lizenzierte, von denen jeweils drei bis vier die Qualifikation für die Schweizermeisterschaften schaffen. «Wir sind stolz darauf, dass eine unserer Athletinnen inzwischen im Schweizer Nationalkader steht und an der WM in Chicago mitmachen durfte», sagt Gaby Orler.
2025 feiert Rhönrad beim SATUS Baar sein 20-jähriges Bestehen. Aus diesem Grund möchte der Verein die Schweizermeisterschaften 2026 ausrichten. Dann in der neueröffneten Turnhalle Sternmatt 2.
Renato Cecchet
Special-Sportstadt Baar, Teil 2:In der Ausgabe vom Mittwoch, 22. November, stellen wir die zwei Baarer Vereine vor, die sich den Sportarten Rope Skipping und Kunstrad verschrieben haben.
Lade Fotos..