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Die nationale Austauschwoche war ein voller Erfolg
Lou Vogel arbeitet für ihren Bühnentraum in London. Foto: Denise Stadelmann
Lou Vogel hat ihren Lebensmittelpunkt von Hünenberg nach London verlegt. Die 18-Jährige absolviert ein Bachelorstudium in Musical Theater an einer renommierten Universität, mit dem Ziel, als Musical-Darstellerin in London oder New York arbeiten zu können.
Lou Vogel, du bist in London. Wie gefällt dir diese Weltstadt?
Unglaublich gut, sie ist schon seit langem meine Lieblingsstadt. Früher war ich mit meinen Eltern hier. Dann habe ich in London auch die Aufnahmeprüfungen für meine jetzige Ausbildung absolviert. Ich kenne mich also hier schon recht gut aus.
Von Hünenberg nach London. Wie gross ist der Kulturschock?
Es ist eine völlig andere Welt. In London ist unglaublich viel los, man kann jeden Tag ein Theaterstück schauen oder an ein Konzert gehen. Dazu kommt, dass die Mentalität der Menschen sehr offen ist und man sich sehr für andere interessiert.
Was für eine Ausbildung machst du in der britischen Hauptstadt?
Ich absolviere ein Bachelor-Studium an der Mountview University, einer der führenden englischen Unis für Schauspiel und Musical im Südosten Londons. Mein Studiengang «Musical Theater» dauert drei Jahre.
Wie viele Absolventinnen und Absolventen sind in der Klasse? Auch andere aus der Schweiz?
Pro Jahrgang werden knapp 40 Personen aufgenommen – in diesem Jahr übrigens mehr Männer als Frauen. Wir sind vier Nicht-Engländerinnen, aus Island, Spanien und ich aus der Schweiz.
Wie und wo lebst du in London?
Ich wohne in einem Studentenheim im Stadtteil Camberwell. Ich habe mein eigenes Zimmer in einer Sechser-Wohngemeinschaft, 15 Minuten Fussweg von der Uni weg.
Wie steht es um dein Englisch?
Grundsätzlich gut. Ich habe ein Austauschjahr in Florida gemacht und fühle mich im Englischen sehr zu Hause. In London muss ich mich aber an ganz neue Akzente gewöhnen. Vor allem die Leute aus Nordengland sprechen völlig anders, auch der Cockney-Dialekt in London klingt noch etwas fremd.
Wie entstand deine Liebe zu Musicals?
Als ich 8 Jahre alt war, habe ich zusammen mit meinen Eltern das Musical «Charlie and the Chocolate Factory» gesehen. Ich habe mich sofort verliebt, habe gelacht und geweint, obwohl ich damals die Sprache noch nicht verstanden habe. Aber die Geschichte habe ich so intensiv miterlebt, dass ich wusste: Das will ich auch einmal machen.
Wie ist der Unterricht aufgebaut. Mehr Theorie oder Praxis?
Der Grossteil besteht aus praktischem Unterricht. Ich tanze sehr viel und habe Einzelgesangsunterricht und Schauspiel. Die Theorie besteht zum Beispiel aus Lektionen zur Anatomie des Körpers, zu Stimme und Gesundheit oder Musikwissen.
In welchen Bereichen bist du talentiert und in welchen siehst du noch Schwächen?
Ich denke, ich bin eine gute Schauspielerin und Sängerin, weil ich das schon eine Zeit lang mache. Mit dem Tanzen habe ich später angefangen. Da muss ich noch zulegen. Aber es hilft, dass ich auch diese Disziplin gerne betreibe.
London gilt als die europäische Musical-Hauptstadt schlechthin – mehr Auswahl gibt es nur am Broadway in New York. Gehört zum Unterricht, dass ihr im Londoner West End auch Musicals anschauen geht?
Zum Unterricht gehört dies leider nicht. Aber in der Freizeit habe ich selber genug Motivation, mir ab und zu ein Musical anzusehen – als Studentin aber nur auf den günstigsten Plätzen in den hinteren Reihen.
Du bist keine Anfängerin. Du warst Mitglied der «Schwiizergoofe», du hast im Familien-Kinofilm «Papa Moll und die Entführung des fliegenden Hundes» eine tragende Rolle gespielt und du bist im Musical «Sister Äct» in Zürich aufgetreten. Welche Rolle hat dich für deine jetzigen Ausbildung geprägt?
Es ist die Mischung aus allem: Die «Schwiizergoofe» haben mir die Freude am Singen und Schauspielen nähergebracht und mir Selbstbewusstsein für die Bühne geschenkt. Mit der Musicalschule VoiceSteps Cham durfte ich viele tolle Produktionen spielen. In Florida habe ich intensiv an mir arbeiten können. «Sister Äct» war mein erstes Profi-Engagement. So konnte ich mir immer wieder beweisen, dass ich meinen Traum leben kann, wenn ich hart arbeite und immer weiterlerne.
Was für Rollen möchtest Du gerne in Zukunft übernehmen?
Ich träume von der Hauptrolle der Elphaba im Broadway-Musical «Wicked». Ausserdem mag ich komödiantische Rollen sehr, weil man dann mehr mit dem Publikum interagieren kann.
Wie gross ist das Heimweh nach Hünenberg?
An den Abenden denkt man schon ab und zu an Familie und Freunde. Aber ich wusste: Wenn ich meinen Traum verwirklichen will, dann muss ich die Schweiz verlassen. Und London ist ja nur knapp 2 Stunden Flug entfernt.
Was vermisst du, was du in London nicht hast?
Nach den ersten paar Wochen noch gar nichts! (lacht). Nicht einmal das Essen. Ich liebe Fish and Chips. Was mir in London noch ein wenig fehlt, ist das Daheim-Gefühl, am Zugersee sitzen und die Berge anschauen. Aber ich bin sicher: Das wird noch kommen.
Renato Cecchet
Schwiizergoofe
Die «Schwiizergoofe» sind ein Schweizer Musikprojekt, das von Nikol Camenzind, der Frau von Musikproduzent Roman Camenzind, initiiert wurde. Kinder von sechs bis zwölf Jahren aus der ganzen Deutschschweiz singen Kinderpop in verschiedenen Dialekten. Die «Schwiizergoofe» sind ein Projekt, in dem immer wieder neue Kinder die Chance bekommen sollen mitzumachen. Das erste Album erschien 2013. Inzwischen sind 11 Musikträger veröffentlicht worden. Das 12. Album erscheint als Doppel-CD am 29. September.
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