SC Cham
Zum Auftakt nach der Winterpause das Derby gegen Kriens
Veronika Bossard will sich einmischen und veraltete Bilder über «alte» Frauen zurechtrücken. Foto: zvg
Der Verein GrossmütterRevolution setzt auf Austausch und Engagement. Er fungiert als Denkfabrik, Netzwerk und Anlaufstelle für die heutige Grossmüttergeneration. Die Mitglieder sehen sich als soziale Bewegung. Wir sprachen mit der Zugerin Veronika Bossard, Vorstandsmitglied des Vereins.
Was sind Hauptanliegen des Vereins GrossmütterRevolution?
Zunächst, dass sich unser Netzwerk verbreitet und wir älteren Frauen selbstverständlich beim Mitgestalten unserer Welt eine Stimme haben. Der Zustand der Menschheit und des Planeten bereitet uns Sorge. Weiter engagieren wir uns für Wirtschaft ist Care. Ohne Care gibt es keine Menschen und ohne Menschen braucht es keine Wirtschaft. Dafür setzen wir uns ein. Care ist der grösste Wirtschaftssektor. SWI swissinfo berechnete 2023 die Arbeit der Grosseltern auf 8,2 Milliarden Franken. Dies muss sichtbar werden.
Welche Visionen habe Sie?
Wir möchten das Umdenken erleben und sehen, wie Care-Aspekte die politische, die wirtschaftliche Entwicklung, sowie die Sorge um unsere Erde steuern und der Mensch mit seinem Wohlbefinden im Zentrum steht, vom Lebensanfang bis zum Lebensende.
Wie sind Sie selbst zur GrossmütterRevolution gekommen, und was motiviert Sie, sich in
diesem Verein zu engagieren?
Durch eine Freundin hörte ich von den Grossmüttern und wusste, Frauen eine Stimme zu geben ist mein Thema. Meine Mutter war die erste Berufsberaterin für Mädchen im Kanton Zug. Frauenthemen wurden an unserem Tisch besprochen. Schon als Kind empörte mich die Altersarmut.
Wie wichtig ist die Generationen übergreifende Zusammenarbeit?
Wir brauchen einander. Wir älteren Frauen haben nichts mehr zu verlieren, können Klartext reden, müssen nicht mehr gefallen und beliebt sein. Wir kennen den Wert von Freundschaft und Zusammenarbeit und können «Zeit» zur Verfügung stellen.
Und wie sieht es bei der
Grossmüttergeneration aus?
Wir benötigen die Solidarität von älteren Frauen, ob biologische Grossmutter oder nicht, welche die Revolution der Grossmütter unterstützen, sei es finanziell oder mit aktiver Mitarbeit.
Welche konkreten Projekte wurden bereits umgesetzt, um das Bewusstsein für die Bedeutung von Grossmüttern in unserer Gemeinschaft zu schärfen?
Ein bedeutender Erfolg war der Übergang von einem 12-jährigen Projekt des Migros-Kulturprozent hin zu einem eigenständigen Verein. 2010 wurde die GrossmütterRevolution gegründet und hat seitdem mit der Etablierung von verschiedenen RegioForen und Arbeitsgruppen eine wichtige Plattform geschaffen. Der Verein ist mittlerweile in mehreren Städten der Deutschschweiz aktiv. Zukünftig sollen auch RegioForen im Tessin und in der französischen Schweiz hinzukommen.
Welche Rückmeldungen erhalten Sie von den Grossmüttern, die sich in Ihrem Netzwerk engagieren, und welche positiven Veränderungen konnten Sie bereits feststellen?
Die Resonanz der engagierten Grossmütter ist äusserst positiv. Wenn es die GrossmütterRevolution nicht
gäbe, müsste sie erfunden werden. Der Austausch fördert das Bewusstsein für gesellschaftspolitische Themen wie das Alter, das Frausein und zwischenmenschliche Generationenbeziehungen. Uns macht stark, dass wir eine Geschäftsstelle haben und gesamtschweizerisch wahrgenommen werden. So sind wir sichtbar, auch für Menschen, welche sich spezifisch für Fragen von älteren Frauen interessieren.
Gibt es Möglichkeiten, mit dem Verein ins Gespräch zu kommen oder ihn zu unterstützen?
Alle, auch junge Menschen, können jederzeit, über unsere Website, mit uns ins Gespräch kommen, sei es privat oder beruflich. Wir suchen miteinander die Schnittstelle der Zusammenarbeit. Auch arbeiten wir mit interessanten gemeinnützigen Organisationen zusammen. Ein Beispiel ist Innovage. Sie stellt Erfahrungen von Fach- und Führungskräften unentgeltlich zur Verfügung
und unterstützt bei der Organisationsentwicklung von Projekten. (www.innovage.ch)
Was sind die nächsten Ziele und Projekte, und wie sehen Sie die Entwicklung der Rolle der Grossmütter in den nächsten Jahren?
Wir haben einen riesengrossen Schatz an Kompetenzen. Mit diesem gestalten wir unsere Gesellschaft mit und mischen uns ein.
Dort wo wir es sinnvoll finden und so wie wir es am besten können. Unsere Generation ist die am schnellsten wachsende Bevölkerungsgruppe. Wir leben ein neues Altersbild von Frauen, verbinden wissenschaftliche Erkenntnisse mit unserem Erfahrungswissen und stärken uns gegenseitig bei unseren Treffen. So an der zweitägigen Frühlingstagung am 20. und 21. Mai mit dem Thema: «Wen kümmerts, wer sich kümmert?» Heidi Kronenberg liest aus ihrem Buch Küchengespräche, und wir legen unsere Jahresschwerpunkte fest. Franziska Schutzbach inspiriert uns an der Herbsttagung am 21. November mit der Lesung « Revolution der Verbundenheit, wie weibliche Solidarität die Welt verändert». Wenn jemand Ihrer Leserinnen interessiert ist, freuen wir uns, sie kennen zu lernen.
Uwe Guntern
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