Auszeichnungen
Nominierung für Zuger Sportpreis und die Top Sportevents
Lucian Hofstetter läuft im Dezember zugunsten der Athletinnen und Athleten der Special Olympics. Foto: zvg
Die Funktion als Botschafter für das Team Switzerland Turin 2025 von Special Olympics nutzt Lucian Hofstetter für einen guten Zweck. Der Sekundarlehrer und Triathlet aus Steinhausen sammelt mittels eines Laufprojekts Spenden für die startenden Schweizer Athletinnen und Athleten mit geistiger Beeinträchtigung.
Sie waren Volleyballprofi und betreiben jetzt Triathlon. Was bedeutet Sport für Sie?
Sehr viel. Nicht nur mir, auch im Leben meiner Frau und meiner Kinder dreht sich viel um Sport. Wir glauben, dass wir durch Sport treiben auch bessere Eltern sind. Sport macht ausgeglichen und uns zu wertvolleren Mitgliedern der Gesellschaft. Wichtig ist aber auch, damit innezuhalten, wenn es angebracht ist. Wenn meine Tochter lieber mit mir spielen will, dann beschäftige
ich mit damit und steige nicht aufs Velo.
Im Dezember laufen Sie für einen guten Zweck. Mit diesem Projekt möchten Sie Geld sammeln für die 39 Schweizer Athletinnen und Athleten mit geistiger Beeinträchtigung, die für die World Winter Games Turin 2025 selektioniert worden sind. Was verbindet Sie mit den Special Olympics?
Seit 2023 betreibe ich meinen Instagram-Kanal. Für mich stand von Anfang an fest, dass ich die Reichweite nicht für mich nutzen, sondern etwas Gutes damit kreieren will. So entstand der Kontakt zu Special Olympics. Wir haben Glück, wir sind alle gesund, auch unsere Kinder. Das Thema Inklusion auf der anderen Seite ist wichtig und in unserer Gesellschaft noch zu wenig fortgeschritten.
Erklären Sie uns Ihr Laufprojekt.
Ich laufe vom 1. bis zum 31. Dezember jeden Tag immer die Distanz, die das Datum vorgibt. Am 1. Dezember 1 Kilometer, am 31. Dezember 31 Kilometer. Auf meinem Instagram-Account gebe ich jeweils bekannt, wann und wo ich am jeweiligen Tag laufe. Wer mitrennen will, kann das. Ich sammle mit meinem Projekt Geld. Man kann eine pauschale Privatspende vornehmen oder mich pro Kilometer sponsern. Neben meiner Homepage (siehe den Link am Ende des Artikels) gibt es auch eine meiner Schülerinnen und Schüler, auf der sie Geld sammeln. Firmen zahlen Beiträge, ihre Mitarbeitenden bewegen sich mit. Andere Firmen wiederum sponsern direkt Aktive an den Special Olympics. All das gesammelte Geld kommt den Athletinnen und Athleten zugute.
Als Triathlet sind Sie sich gewohnt zu laufen. Trotzdem: Wie haben Sie ihr Projekt – jeden Tag einen Kilometer mehr als am Vortag – im Vorfeld trainiert?
Anscheinend nicht gut genug, denn ich laboriere an einer Muskelverletzung (lacht). Normal laufe ich im Training 50 bis 60 Kilometer pro Woche. Jetzt habe ich bis auf 120 Kilometer gesteigert, in Intervallen von 24, 26 und 28 Kilometern. Wegen der Verletzung ist jetzt Ruhe angesagt, damit ich rechtzeitig fit bin bis zum Start am 1. Dezember.
Wo werden Sie laufen und haben Sie unterschiedliche Strecken ausgewählt?
Da ich ja auch noch als Schullehrer arbeite, laufe ich die erste Hälfte des Projekts morgens zwischen meinem Wohnort Steinhausen und Zug. Ab dem 21. Dezember laufe ich dann wiederholende Runden nördlich des Leichtathletikstadions Allmend in Zug. Dort gibt es ein Viereck mit Unterochsenhof und Schleifeweg. Auf den 1,3 Kilometern können alle mitlaufen, die wollen, auch mit unterschiedlichem Tempo, da man sich immer sehen kann.
Inklusion ist ein aktuelles Thema. Menschen mit Behinderung sollen sich nicht den gesellschaftlichen Begebenheiten anpassen müssen, die Gesellschaft soll so strukturiert sein, dass alle Menschen Teil dieser Gesellschaft sind. Wie beschäftigen Sie sich mit dem Thema Inklusion?
Ich integriere es in den Schulunterricht. Meine Schülerinnen und Schüler fragen sich: Was ist für mich alltäglich? Was ist alltäglich für Menschen, die im Rollstuhl sitzen, die blind oder geistig beeinträchtigt sind? Am 3. und 5. Dezember besuchen zwei Athletinnen und Athleten der Special Olympics den Turnunterricht. Lukas hat ein Downsyndrom und unterrichtet die Schulkinder in einem Tanzkurs, denn tanzen kann er besser als meine Schülerinnen und Schüler. Anja ist Fussballerin und Leichtathletin. Sie hat eine geistige Behinderung. Mit diesen Treffen versuche ich Barrieren abzubauen.
Wenn Sie Ihr Laufprojekt absolvieren, sind bis kurz vor Weihnachten keine Schulferien. Wie organisieren Sie das Laufprojekt neben der Arbeitszeit?
Die kürzeren Distanzen werde ich zusammen mit der Klasse bestreiten. Bis zum 15. Dezember sollte ich mit dem Nebeneinander kein Problem haben. Am schwierigsten wird es zeitlich zwischen dem 16. und 20. Dezember, bevor die Ferien beginnen. Ich muss dann definitiv früher aufstehen. Das Projekt ist aber so gewählt, dass die langen Distanzen in den Ferien gelaufen werden. Wichtig wird die Regeneration sein. Da ich am Morgen nach der Laufstrecke direkt in die Schule gehe, muss ich mein Essen, meine Shakes, bei mir haben. Das ist unabdingbar und benötigt eine exakte Planung.
Das Laufprojekt sieht am 1., 15. und 31. Dezember drei begleitende Anlässe vor. Stellen Sie uns diese bitte näher vor?
Am 1. Dezember starten wir um 9.45 Uhr am Hafen Zug und laufen den einen Kilometer zur Crêperie Intermezzo der Stiftung Zuwebe in der Zuger Altstadt. Dort gibt es einen Apéro. Am 15. Dezember geht es um 9.30 Uhr los. Im Leichtathletikstadion Allmend in Zug befinden sich die Garderoben. Anschliessend gibt es den Community-Lauf auf dem erwähnten Viereck. Für Getränke, Gels und Riegel ist gesorgt, wer will, kann auch Laufschuhe testen. Der Abschluss am 31. wird aktuell noch organisiert. Informationen gibt es dann auf meiner Instagram-Seite. Es haben sich schon viele Personen, die an verschiedenen Tagen mitlaufen wollen, gemeldet. Aber wer will, kann auch einfach so kommen und mitmachen.
Was erhoffen Sie sich für eine Breitenwirkung durch Ihr Laufprojekt?
Als Einzelner kann ich nicht viel auslösen. Aber ich hoffe, ich kann andere inspirieren, Gleiches zu tun. Ich habe in der Schule einen Film gezeigt über einen Mann, der Schaufensterpuppen fabriziert. Er hat diese zusammen mit Menschen mit Behinderung als deren Ebenbild hergestellt. «Kommen Sie her», heisst es im Schaufenster angeschrieben. Ich fände es schön, wenn Menschen mit und ohne Beeinträchtigung zusammenkommen, miteinander sprechen, zusammen Witze reissen. Mit Social Media erreiche ich zwischen 10'000 und 1 Million andere Menschen. Wenn nur ein Prozent davon etwas tut, würde schon etwas Positives ausgelöst.
Die World Winter Games in Turin finden vom 8. bis 15 März 2025 statt. Ende Mai 2026 gehen dann die National Summer Games in Zug über die Bühne. Können Sie sich vorstellen, für dieses Heimspiel auch wieder ein spezielles Sportprojekt im Vorfeld zu organisieren?
Ich habe einen guten Kontakt zu den Organisatoren der Special Olympics, also werde ich sicher eine Rolle übernehmen. Egal ob mit einem Projekt wie jetzt oder innerhalb der Organisation beim Parkdienst oder in der Getränkeausgabe. Beim Laufprojekt macht auch meine ganze Familie mit, das finde ich schön.
Renato Cecchet
Wer für das Laufprojekt pauschal spenden oder pro Kilometer sponsern will:bit.ly/runforturin
Instagram-Seite von Lucian Hofstetter: @the_teaching_triathlete
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